Die Forscher hatten lediglich die Daten, die ein Stromzähler des Aachener Energieberatungsunternehmens Discovergy alle zwei Sekunden vom Privathaushalt an das Rechenzentrum des Anbieters schickte, abgefangen und algorithmisch ausgewertet. Die Zahlen abzufangen war einfach – sie wurden damals unverschlüsselt übertragen. Anhand des sekundengenauen Stromverbrauchs lassen sich nicht nur einzelne Haushaltsgeräte identifizieren, da sie einen charakteristischen Verbrauch haben, sondern sogar die Sendung, die gerade im Fernsehen läuft, da helle und dunkle Szenen einen unterschiedlichen Strombedarf haben. “Der Aufschrei war spürbar”, sagt Greveler heute: Während manche Hersteller den Wissenschaftlern vorwarfen, den Markt kaputt zu machen, ließen sich andere bestätigen, dass ihre Art der Datenerfassung unbedenklich sei. “Wir haben einen Nerv getroffen und die Leute wachgerüttelt”, sagt Greveler – mit Erfolg: Der betroffene Hersteller stopfte die Sicherheitslücke, die Öffentlichkeit ist sensibilisiert für die Gefahren des intelligenten Hauses.

Dennoch zweifeln die Forscher daran, ob die Stromkonzerne der richtige Anbieter für Smart Meter sind. “Sie wollen schließlich Strom verkaufen und nicht sparen”, sagt Peter Glösekötter, Professor für Eingebettete Systeme an der FH Münster. Mit den intelligenten Stromzähler verfolgten diese unter Umständen ein ganz anderes Interesse: “Sie wollen die Verbrauchsdaten und das Nutzerverhalten ihrer Kunden.” Einen Beleg dafür sieht Sicherheitsexperte Schinzel auch darin, dass Google jüngst die Firma Nest für mehrere Milliarden Dollar kaufte – ein kleines Unternehmen, das gerade erst seit zwei Jahren auf dem Markt ist und lediglich zwei Produkte vertreibt: unter anderem einen intelligenten Rauchmelder mit Kamera. Dieser erkennt beispielsweise, wie viele Personen sich wie lange im Schlafzimmer aufgehalten haben – und könnte diese Daten an Google schicken. “Bei Orwell kommt die Überwachung vom Staat – jetzt kaufen sich die Leute den Spion selbst”, kommentiert Schinzel.
Trotzdem ist das Prinzip Smart Home auf dem Vormarsch: Eine aktuelle Marktvolumenstudie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte prognostiziert für 2017 acht Millionen Haushalte mit intelligenter Haustechnik. Heute sind es etwa 750 000. Gemäß der Capgemini-Consulting-Studie “Smart Home – Zukunftschancen verschiedener Industrien” sind knapp 20 Millionen deutsche Haushalte offen für die neue Technologie.

“Auf absehbare Zeit ist in jedem Lichtschalter ein kleiner Computer drin”, sagt auch Ulrich Greveler. Es gibt also kein Zurück. Zudem findet er es falsch, auf Grund der Überwachungsmöglichkeiten auf die Annehmlichkeiten cleverer Haustechnik zu verzichten. Denn der Bürger muss im Smart Home nicht zum gläsernen Bewohner werden oder fürchten, dass Diebe sein Netz hacken und die Türen öffnen, wenn Anbieter künftig die Privatsphäre in den Vordergrund stellen. “Die Informatik ist seit Langem weit genug, um solche Systeme sicher zu machen”, sagt Greveler: “Was man mit dem NSA-Skandal verbindet, sind altbekannte Einfallstore.” Doch gerade bei neuen Technologien seien Nachlässigkeiten typisch: “Early Movers haben oft kein Interesse an Sicherheit, sie wollen den Markt erobern.” Und Sicherheit kostet Zeit in der Entwicklung.
Für die Energiewende sei es zudem nicht nötig, den Stromverbrauch eines Hauses sekundengenau zu messen. Es genügen größere Abstände und ganze Straßenzüge als Referenz. Aber selbst wenn der Bewohner eine genaue Messung wünscht, um immer über seinen Stromverbrauch informiert zu sein, dürften diese Daten nicht gespeichert werden. Sie könnten mit einem automatischen Löschdatum versehen werden, schlägt Greveler vor. Dieses Bewusstsein sei bei Anbietern noch nicht gereift. “Wieso soll der Ingenieur sich auch auf einmal mit dem Löschen von Daten beschäftigen?” Denn sobald Daten das Haus verlassen und zentral zusammengefasst werden, ist eine algorithmische Auswertung möglich: “Man kann sehen, wann Sie zu Hause sind, welchen Lebensstil Sie führen, welche medizinischen Geräte Sie nutzen und ob Sie beispielsweise homosexuell sind”, warnt Greveler – Letzteres lässt sich unter anderem aus den konsumierten DVDs schließen.

KIT-Forscher Schmeck setzt darüber hinaus auf die Selbstbestimmung des Bewohners: Möchte dieser seine Daten in höherer Auflösung haben, um beispielsweise sein Verbrauchsverhalten genauer zu analysieren, sollte er das selbst an- und wieder abschalten können. Für den Stromkonzern braucht es keine sekündliche Messung. “Der Verbraucher muss wissen, welche Daten übertragen werden.” Wer sich entscheidet, lieber weniger Daten über das Netz zu schicken, soll das tun können und mögliche Funktionseinschränkungen bewusst in Kauf nehmen. Sobald Daten das Haus verlassen, gebe es keine 100-prozentige Sicherheit, gibt Schmeck zu: “Aber Sie fahren ja auch nicht im Panzerwagen zum Kiosk.”
Und für einen Anwendungsfall hat Überwachung auch Vorteile, findet Greveler: Wenn Senioren länger in den eigenen vier Wänden leben wollen. Denn wenn das Haus weiß, dass normalerweise um 6 Uhr das Licht eingeschaltet und um 6:30 Uhr die Toilettenspülung betätigt wird, kann es Alarm schlagen, wenn das einmal nicht geschieht. “Intelligente Systeme erkennen schon heute solche Notfälle sehr zuverlässig.” Dann bekommt die Nachbarin oder Tochter einen Anruf und kann nach dem Rechten sehen.

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